29.09.2008: Yosemite NP: Yosemite Valley und Half Dome

An diesem Tag haben wir für einige Stunden getrennte Dinge unternommen, bevor wir uns Nachmittags wieder trafen.

Natascha: Heute morgen ist Thorsten alleine Uhr aufgebrochen, um den Half Dome zu besteigen. Etwa eine Stunde, nachdem ich Thorsten verabschiedet hatte, bin ich auch aufgestanden und haben mich frisch gemacht. Auf dem Campground gibt es Sanitärbereiche mit jeweils zwei kleinen Waschbecken. Das zweite Waschbecken war von einer junge Frau aus Deutschland belegt und wir haben ganz nett geplaudert. Zurück im Zelt habe ich mich umgezogen und noch etwas aufgeräumt. Schließlich machte ich mich auf den Weg, das Tal zu erkunden.

Im Curry Village, zu dem ich zuerst fuhr, habe ich einen Cappuccino geschlürft sowie ein Schokocroissant verputzt und überlegte mir, was ich heute machen könnte. Ach ja, auf dem Weg zum Village konnte ich auf dem großen Parkplatz Rehböcke und Rehe bewundern. Scheu waren die Tiere nicht, denn einige Leute sind ziemlich nahe an die Rehe heran gegangen.

Mit dem Yosemite Shuttle-Bus ging es ins Yosemite Valley. Dort angekommen schaute ich mir zunächst das Visitor Centers an. Es gab viel zu lernen über die Entstehung des Tales. Mächtige Gletscher haben den Granit über Jahrmillionen hinweg so bearbeitet und glatt poliert wie wir es heute bewundern durften. In diesem Museum wurde nicht nur die geologische Geschichte präsentiert, sondern man konnte auch einiges über die Ureinwohner und deren Eroberung erfahren, leider tat ich mir an dieser Stelle mit meinem englisch sehr. Bestaunen konnte man in einer Freianlage ein altes Indianerdorf, dass im Park vor einigen Jahren errichtet wurde. Ein Gebäude, das dort aufgebaut wurde und zum Zweck von rituellen Zeremonien diente, wird auch heute dafür verwendet. Nach dem Museumsbesuch machte ich einen kleinen Spaziergang am «Lower Yosemite Fall Trail» entlang. Vermutlich sind die Wasserfälle und der Fluss sehr beeindruckend, nur leider gab es kein Wasser ;-).

Trotz allem war es ein sehr schöner Spaziergang. Der Hunger hat mich schließlich wieder zurück zum Visitor Center getrieben. Dort habe ich mir einem Supermarkt etwas zu essen geholt und raus in die Sonne gesetzt. Kaum hatte ich das Brötchen ausgepackt kamen auch schon die Wespen *grummel*. Aus dem Umstand der Wespenbelästigung ergab sich ein lustiges Gespräch mit einem amerikanischen Ehepaar. Lustige deshalb, weil mir immer wieder die englischen Worte beim Sprechen gefehlt haben. Nach einigen Minuten und nachdem ich mich an einen andern Tisch gesetzt habe und etwas Essen auf dem anderen zurück gelassen hatte konnte ich auch mein Brötchen essen.

Schließlich klapperte ich nach einander das Museum, die Ansel Adams Gallery und die beiden Lodges die Yosemite Lodge und das Ahwahnee Hotel ab. Der Tag war mittlerweile schon merklich voran geschritten und ich machte mich auf den Rückweg zum Curry Village. Dort schrieb ich noch ein paar Postkarten und hörte das Gewitter heranziehen und es fing zu regnen an. Ich machte mich schnell auf in Richtung Zelt um nach dem Rechten zusehen und zu schaun, ob Thorsten schon wieder zurück ist. Einige Minuten später am Zeltplatz kam er auch schon gesund und munter vom Berg.

Thorsten: Ich bin heute morgen um etwas 06:45 aufgebrochen, um den Half Dome Trail zu machen, mein sportliches Ziel für diesen Urlaub. Zu Beginn war ich praktisch alleine unterwegs, es war noch etwas dämmerig, und im Wald huschten größere Tiere umher, die sich aber immer als Rehe zu erkennen gaben. Trotzdem war ich nicht zuletzt wegen all der Bärenwarnungen irgendwie etwas nervös. Nach einer halben Stunde recht langsamen und vorsichtigen Gehens entlang des fast straßenmäßig ausgebauten Weges zu den ersten Wasserfällen schloss ein Franzose auf mich auf, an dem ich dran dran blieb und fast den gesamten Aufstieg begleitete. Es stellte sich heraus, das wir neben unserem Tempo diverse Gemeinsamkeiten hatten. Dazu gehörte die Kamera (K10D) sowie die «zurückgelassene» Frau, die Zeit im Yosemite und die nächste Station der Reise, also San Francisco.

Das letzte Drittel des Anstieges über den Quarter Dome

Das letzte Drittel des Anstieges über den Quarter Dome

Blick vom Quarter Dome zu Cloud's Rest

Blick vom Quarter Dome zu Cloud's Rest

Das letzte Stück des Weges

Das letzte Stück des Weges

Ab und zu trennten wir uns, dann trafen wir uns wieder - in den flacheren Stücken des Weges war ich schneller, in den steileren er. Nach den teils wirklich steilen Stufen des Mist Trails kam ein langes, recht flaches und teilweise abfallendes Wegstück bis zum Little Yosemite Wilderness Camp. Danach zog sich der Weg fast zwei Stunden lang recht flach den Hang hinauf, bis man vor dem Quarter Dome und dessen wiederum steilen Treppen stand. Diese überwunden, zeigten sich die «Cables». Nach kurzer Rast stieg ich - ohne das mitgebrachte Klettersteigset zu nutzen - ein, da der Weg eigentlich recht einfach aussah. Die Amerikaner, die hier unterwegs waren, waren teils mäßig ausgerüstet und wirkten nicht spektakulär fit, aber sie kamen schließlich auch alle 'rauf und 'runter. Aber sowohl die Kabel als auch der Granit waren erstaunlich rutschig, so dass es ziemlich anstrengend und auch durchaus spannend wurde, die letzten 150hm zu überwinden. Man musste sich wirklich gut festhalten und an den Kabeln heraufziehen, was mit dem recht schweren Rucksack für mich etwas schwierig wurde.

Für alle, die ihre Handschuhe vergessen haben...

Für alle, die ihre Handschuhe vergessen haben...

Die berüchtigten Cables

Die berüchtigten Cables

1500m über Yosemite Valley - ein fantastischer Tiefblick!

1500m über Yosemite Valley - ein fantastischer Tiefblick!

Dann stand ich auf dem berühmten, riesigen, von unten nicht sichtbaren Gipfelplateau, lief darauf herum zur Abbruchkante und genoss die Tief- und Fernblicke für eine gute halbe Stunde. Da aber das Wetter langsam erkennbar schlechter wurde und Richtung Osten erste Gewitterwolken und Schauer erkennbar wurden, machte ich mich dann auf den Rückweg. Die Kabel wieder herunterzukommen, war erstaunlich leicht, trotz des Gegenverkehrs. Man konnte praktisch kontrolliert abrutschen oder sich wie beim abseilen mit beiden Händen an einem Kabel ablassen. Ich hatte sicherheitshalber das Klettersteigset angelegt und genutzt, und hatte eigentlich eher Kommentare a la «Hundeleine» erwartet, statt dessen gaben mindestens 25 Leute ihren Wunsch ab, ebenfalls so etwas zu haben. Man kann Klettersteigsets im Tal ausleihen, das wusste aber anscheinend niemand. Die Felswand ist anscheinend beeindruckend genug, als dass man sich dumme Sprüche verkneift, während man mitten in ihr hängt ;). Selbst zwei Stunden unter dem Gipfel kamen mir noch viele Leute entgegen, die noch auf den Gipfel wollten; manche waren schon um 05:00 los gegangen, und sahen recht fertig aus. Mit dem Aufzug des schlechteren Wetters, den man unten im Wald nicht erkennen konnte, war aber klar, dass sie eigentlich umkehren sollten.

Auch hier oben gibt es dicke Hörnchen...

Auch hier oben gibt es dicke Hörnchen...

Die Granitschichten des Half Dome-Gipfels

Die Granitschichten des Half Dome-Gipfels

Auf dem Rückweg traf ich einen Mann aus Sacramento, der gerade seinen dreiundzwanzigsten Aufstieg auf den Half Dome hinter sich gebracht hatte. Er begleitete mich etwa die Hälfte des Weges herunter, und wie er wählte ich für den Abstieg den etwas längeren, aber kniefreundlicheren John Muir Trail. Auf diesem traf ich noch zwei Mal eine Karawane von Pferden und Mauleseln, die Material für ein Projekt in Richtung High Sierra brachten. Außerdem begegnete ich einem Pärchen, die erst auch auf den Half Dome wollten, aber beide schon recht erschöpft waren und nun abstiegen. Sie ließen sich ein Stück lang von mir führen, weil sie etwas orientierungslos waren, und wir unterhielten uns kurz. Dabei fiel mir auf, dass der Mann - trotz Verbots im Nationalpark - eine nicht gerade kleine Handfeuerwaffe in einem Halfter trug. Naja, vielleicht hatte seine Begleiterin ja Angst vor Bären.

In 20mi Entfernung regnet es schon

In 20mi Entfernung regnet es schon

Ziemlich genau in diesem Moment ertönte der erste Donnerschlag

Ziemlich genau in diesem Moment ertönte der erste Donnerschlag

Den Hatscher des John Muir Trails brachte ich auch noch hinter mich, während nun ab und zu Donner zu hören war und die dunklen Wolken schon recht nahe kamen. Einmal regnete es sogar etwas, aber bis ich die Jacke an hatte, ließ es schon wieder nach. So kam ich nach 8h 26 min, 1560 Höhenmetern und 28km Strecke wieder am Campground an. Kurz danach holte mich der Regen ein, aber nach gut 20 Minuten war es schon vorbei und klarte wieder auf, so dass wir nochmal in das Curry Village zwecks Duschen (welche 5 $ kosten!) und Einkaufen gehen konnten. Wir kochten uns noch ein Gulasch und machten uns einen gemütlichen Abend, während wir den fetten Eichhörnchen zusahen und sie ab und zu etwas durch die gegend jagten. Unsere Versuche, ihnen wieder Respekt vor menschen beizubringen, fruchteten aber nicht.

Eines der frechen Hörnchen, die sich kaum vertreiben liessen

Eines der frechen Hörnchen in Upper Pines, die sich kaum vertreiben liessen

Wir nannten ihn Bauchschleifer

Dieses hier gewann den Preis des fettesten Eichhörnchens, welches uns je begegnete, wir nannten es daher "Bauchschleifer" :)

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